79
Ablauf der Amtszeit, die vom Senat auf mehrere Jahre verlngert werden konnte, stand den Provinzialen das Recht zu, wegen Er-presfnng (de repetundis) Klage der den Statthalter zu führen, doch geschah dies selten, da wenig Aussicht auf Erfolg war.
In der Kaiserzeit trat hierin eine wesentliche Besserung ein, indem jetzt solche Klagen streng untersucht und die Schuldigen be-straft wurden. Augustus hatte i. I. 27 v. Chr. eine Teilung der Provinzen zwischen Kaiser und Senat vorgenommen, so da diesem die vllig beruhigten ohne militrische Besatzung zugewiesen wurden, während der Kaiser die brigen fr sich nahm. Die jhrlich wech-selnden Statthalter der Senatsprovinzen waren Prtorier mit dem Titel proconsules, nur Asien und Afrika erhielten Konsularen. Die kaiserlichen Provinzen standen unter den legati Augusti pro praetore als Bevollmchtigten des Kaisers, die meist mehrere Jahre im Amte blieben. In einzelnen Gebieten behielten auch die einheimischen Herrscherfamilien die Regierung (z. B. Juda), doch waren auch diese den Knigstitel fhrenden Regenten dem Kaiser verantwortlich. Spter traten fr sie kaiserliche Prokuratoren ein. Die Vorzugsrechte einzelner Gemeinden blieben auch in der Kaiser-zeit bestehen. In den Provinzen, in denen bei ihrer Erwerbung eine Einteilung in Landschaften und Gaue ohne grere Zentren bestand, wurden solche geschaffen, indem eine Gemeinde zum Sitz der Verwaltung und damit zum stdtischen Mittelpunkt des Be-zirks gemacht wurde (z. B. Gallien). gypten nahm eine Sonder-stellnng ein als Krongnt des Kaisers unter einem Vizeknig ritter-lichen Standes als praefectus Aegypti.
B. Bas Religwnswefen.
1. Die Entwicklung der rmischen Religion.
1. Religio bedeutet die strenge Gewissenhaftigkeit und Pein-lichkeit gegenber den vorgeschriebenen Gebruchen des Gottes-dienstes. Durch genaue Befolgung der vom Staat fr die Ver-ehruug der Götter festgesetzten Gebote konnte man deren Wohl-wollen und Untersttzung fr sich gewinnen, denn die Gottheit war ihrerseits verpflichtet demjenigen, der sich in richtiger Weise an sie wandte, zu Willen zu sein. Fr alle Erscheinungen der Natur, fr alle Vorgnge des Lebens, fr jede Handlung und fr jeden Gegenstand, fr jede geistige und sittliche Eigenschaft hatte die nr-sprnglich reine Naturreligion der Rmer ein besonderes gttliches
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Extrahierte Personennamen: Hedwig Joachim_Ii Julius Heinrich_Julius Heinrich Hedwig Julius Julius Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Julius Julius Julius Julius Conring Julius Julia_Carolina Hieronymus
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
Ix
2. Frömmigkeit. Die Kirche besuchte Karl nicht nur frühmorgens, sondern nicht selten auch Nachmittags und Abends. Er sorgte dafür, daß die Gemeinden tüchtige Geistliche und Bischöfe bekamen, baute Kirchen und schmückte sie mit Heiligenbildern würdig aus. Zur Verherrlichung des Kirchengesanges ließ er Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen; denn seine Franken sangen schlecht, und wenn sie ihre rauhe Stimme ertönen ließen, so klang es, wie wenn ein schwerer Lastwagen über einen holprigen Knüppeldamm dahinrasselt.
3. Wie Karl schreiben lernt. Zn Karls Zeiten erachtete es der freie Mann noch für unwürdig, sich mit Lesen und Schreiben zu beschäftigen. Selbst die Fürstensöhne blieben meist ohne alle Bildung. Auch Karl hatte in seiner Jugend wenig Gelegenheit zum Lernen gehabt. Schreiben lernte er erst im Mannesalter. Er hatte deshalb immer eine Schreibtafel von Wachs unter dem
Kopfkissen liegen, und Nachts, wenn er nicht schlafen konnte, zog er sie hervor
und übte die schwertgewohnte Hand im Führen des leichten Griffels. (Deutsche Jugend 3, S. 117: Wie Kaiser Karl schreiben lernte.)
4. In der Schule. Am Hofe Karls sollte keiner zu finden sein, der nicht lesen und schreiben könnte. Deshalb berief er gelehrte Männer zu sich und errichtete verschiedene Schulen. An seinem Hofe hatte er eine Muster schule, worin die Kinder feiner Diener, sowohl der hohen als der niederen, unterrichtet wurden. Einst besuchte er diese Schule. Da bemerkte er, daß die Kinder der Vornehmen den Kindern der Geringen an Fleiß weit nachstanden. Darüber ward er zornig. Er ließ die Faulen zu seiner Linken und die Fleißigen zu seiner Rechten antreten und sprach dann zu deu fleißigen Schülern: „Ich freue mich, daß ihr so gute Fortschritte macht. Fahret so fort, — dann werde ich euch gar herrliche
Bistümer und Klöster geben." Dann aber wandte er sich zürnend zu seiner
Linken nud sprach: „Jl^ Hochgeborueu, ihr zierlichen und hübschen Leutchen, die ihr traut aus eure Abkunft und mit Spiel und Nichtstun die Zeit verbringt — beim Herrn des Himmels, ich gebe nichts auf eitern Adel und auf euer schönes Aussehen. Wenn ihr euch nicht bessert, so habt ihr von mir nie etwas Gutes zu erwarten.“ (Deutsche Jugend 3: Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt.)
5. Sachsenkrieg. An der Grenze des Frankenlandes, zwischen Rhein und Elbe, lebten die heidnischen Sachsen, die die Franken durch häufige Einfälle beunruhigten.
Ihren Namen haben die Sachsen von „Sachs", einem kurzen, breiten Messer, das sie an einem Gurt um die Hüfte trugen. Woher sie gekommen, weiß man nicht. Erst, nachdem der Name Cherusker verschwunden ist, hört man von ihnen. Wahrscheinlich nahmen um diese Zeit alle germanischen Völker, die zwischen Rhein und Elbe wohnten, den Namen „Sachsen" an. Sie zerfielen in Westfalen, Ostfalen und Engern. Die Engern wohnten zu beiden Seiten der Weser, westlich von ihnen die Westfalen, östlich die Ostfalen. (Im jetzigen Braunschweig wohnten Engern und Ostfalen.) „Die Sachsen haben nie Könige gehabt, sondern sie lebten wie die alten Germanen in freien Gemeinden unter ihren Grafen und Edelingen. Nur im Kriege vereinten sie sich unter freigewählten Herzögen."
Karl beschloß, dies Volk zu unterwerfen und zum Christentum zu zwingen. Mit einem Heere drang er ins freie Sachsenland ein, zerstörte die Eresbnrg und vernichtete die Jrmensänle, einen riesenhaften Baum, der nach dem Glauben der Sachsen das All trug. Daun zog er bis an die Weser und machte hier Frieden mit den Sachsen. Diese empörten sich aber zu wiederholten Malen, zer-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karls Karl Karl Karl Karl Karls Karl_Schulvisitation Karl Karl Karl
514
nein Falle nahe kam und das Judenthum bereits vergessen war, so
verlor sic als Kirche doch auch wiederum., an innerer Krasl und
Lauterkeit des Glaubens. Die Übel traten immer deutlicher
bervor. Uneinigkeit und Herrschsucht entehrte die Gcisilichen, als
Führer der Heerde; die Neigung zum Mönchöwcscn griff störend in
das Berufsleben des Volkes, besonders durch Benedikt von Nursia;
Heiligenbilder bedrohten mit einem neuen Götzendienst die Kirche;
Anbetung der Märtyrer und ihrer Reliquien führte irre die
Andacht, und Schlaffheit der Sitten und einst verabscheute Laster
fingen an zu entehren den Christcnnamcn.
Unter solchen Umständen trat im Jahre 622 Muhamed, ein
Nachkomme Jsmacls, auf und ward Gründer einer neuen Religion,
des Islams. Er lehrte den Einen Gott, bekannte Mofes und Christum
als Propheten, sich selber aber als den verheißenen Tröster. Seine
Lehre legte er nieder in einem Buche, Koran genannt. Und da er
durch Feuer und Schwert den neuen Glauben zu verbreiten lehrte, so
raubte er der christlichen Kirche viele Länder in Asien und Afrika, wo
sie früher herrlich geblüht hatte, und drang endlich siegreich in Europa
ein. Da ward das Wort des Herrn erfüllt, das er vor dritthalb tau-
send Jahren dem Abraham gesagt hatte: Ich will den Ismael zum
großen Volk machen; er wird aber ein wilder Mensch sein; seine Hand
wider Jedermann, und Jedermanns Hand wider ihn. Muhamed war
eine schwere Zuchtruthc für die christliche Kirche. Aber das Salz war
ja auch dumm geworden.
Daö Hauptvcrderben für die Kirche Christi aber war, daß unter
den Bischöfen oder Patriarchen zu Rom, Alexandrien, Antiochien und
Constantinopel der Bischof von Rom, indem er den Vorrang des
Apostels Petrus geltend machte, sich immer mehr Gewalt und die
alleinige Herrschaft über die Kirche Christi anniaßtc, sich zum Papste
machte und sich für den Statthalter Christi auf Erden erklärte.
Diese Herrschsucht der Päpste wurde immer größer, ihre Streitigkeiten
mit den Fürsten immer häufiger, ihr Hochmuth immer unerträglicher
und ihr unchristlicher Sinn immer deutlicher. Den Päpsten folgten auf
diesem Wege die Bischöfe in den einzelnen Ländern, und deq Bischöfen
die Geistlichen in den einzelnen Gemeinen. Christenthum und Welt,
Kirche und Staat waren so zum zweiten Male in einen offenen und
verderblichen Kampf gerathen.
6. Während nun der größte Theil der morgenländischen
Kirche vom Islam überschwemmt wurde und die abendländische
immer mehr an Lauterkeit und innerer Kraft verlor: fand das
Evangelium einen neuen Eingang unter den heidnischen Völkern,
welche seit dem 4. Jahrhundert das römische Reich bestürmten.
Unter die Gothen an der Donau verbreitete Ulphi las (359)
das Evangelium, und übersetzte ihnen das Wort Gottes in ihre
Sprache. Unter den Galliern war besonders der Bischof
Martin thätig, so daß man ihn den Apostel der Gallier nennt.
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Extrahierte Personennamen: Benedikt_von_Nursia Abraham Apostels Petrus Christi Hochmuth Martin Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Europa Christi Rom Constantinopel Rom Christi Donau Gottes
552
Eben so ausgedehnten Grundbesitz, wie er diesen Bischöfen zu-
stand, erwarben sich die großen kirchlichen Stiftungen, die theils,
wie die sogenannten Stifter, Vereine von Geistlichen waren
zu einem gottseligen Leben nach gemeinsamen äußern Regeln,
wobei fiel? bte Mitglieder aber jedoch weder kirchlichen Geschäf-
ten und Ämtern unterzogen, noch auch ihr selbstständiges Ver-
mögen aufopferten; hieher gehörten die Domkapitel, das Colle-
giatstift zu Hadersleben, die Stifter zu Neumünster, das
nach Bordesholm verlegt ward, zu Segeberg und zu Mohrkir-
chen; die Mitglieder derselben hießen Domherren, Stiftsherren
oder Chorherren; theils waren sie wirkliche Klöster oder Ver-
eine nach einer bestimmten Monchsregel mit dem Gelübde ge-
meinsamer Wohnung, Einsamkeit und Armuth, wohin namentlich
die vielen Bettelklöster, von denen es fast in allen unsern Städ-
ten eins oder mehrere gab, gehörten. Gewöhnlich wurde die
Armuth indeß so gefaßt, daß nicht die Einzelnen, wol aber das
Kloster als Ganzes sich Vermögen erwerben konnte, und dieß
war der Fall bei den reichen Mönchsklöstern zu Cismar, Ahrens-
bök, Ruhkloster und Lügum, ferner bei den Nonnenklöstern zu Sanct
Johannis bei Schleswig, zu Preetz, Utersen, Reinbeck und Jven- «
sieth, welches letztere um 1256 nach Itzehoe verlegt ward. Den
Vorrang vor Allen aber erwarb sich durch Reichthum und An-
sehn das berühmte Mönchskloster zu Reinfeld. Doch nicht allein,
daß das Land auf diese Weise mit Geistlichen überfüllt war,
auch ihre Vorrechte waren ausnehmend; ihre Gerichtsbarkeit un-
terdrückte die weltliche, und die Ohrenbeichte verschaffte ihnen eine
oft genug mißbrauchte Macht selbst über das Familienleben. Ihr
Reichthum hatte sie zu einer Üppigkeit verleitet, bei der alle Re-
ligiösität nur in eine Beobachtung äußerer Formen verwandelt
ward. Dennoch hat die Geistlichkeit damals bei uns sich nie
die Macht erworben, wie in südlichen Ländern, theils wegen
Kürze ihrer Herrschaft, theils wegen widerstrebender Volksge-
ivohnheiten; so fand namentlich ihr Anspruch auf den zehnten
Theil alles Ertrags, verschon der Ausbreitung des Christenthums
sehr hinderlich ward, bei uns nie vollständig Eingang. Als da-
her zuerst wieder durch Johann Huß das Licht durch die Fin-
sterniß schien und die Finsternisse es nicht begriffen, blieb auch
unser Vaterland nicht ohne alle Bewegung, die freilich damals
noch bald besiegt wurde; in Dithmarschen starb selbst Huß' An-
hänger, der Prediger Heinrich Grove zu Brunsbüttel, den
Märtyrertod. Aber seitdem die Buchdruckerkunst, deren Erfindung
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Extrahierte Personennamen: Johannis Johann_Huß Johann Heinrich_Grove Heinrich
263
rettete die kurmainzische Wittwenkasse durch Beiträge aus seinem
eigenen Vermögen.
Hier hat man einen Maßstab, wonach man beurtheilen
kann, was Dalberg auch in Constanz (1799 —1802) und in
Frankfurt, das ihm 1810 für Regensburg einstweilen über-
wiesen wurde, in so wechselreichen, stürmischen und gefahrvollen
und jämmerlichen Zeiten gethan haben werde.
Als geistlicher Oberhirt bezeichnete er seinen Pfad über-
all durch Liebe, Frömmigkeit, christliche Duldung, Belebung
und Veredlung der Gefühle für die heiligen Wahrheiten der
Religion, würdevolle und rührende Feier des öffentlichen Got-
tesdienstes, unermüdliche Seelsorge. Er wohnte allen Verhand-
lungen über klrchliche Angelegenheiten bei, die er stets mit Milde,
Eintracht und Weisheit auszugleichen wußte. Streng gegen sich
selbst war dieser ehrwürdige Fürst, doch duldsam und nachsichts-
voll gegen Andere, weil er mehr durch Liebe und sanfte Beleh-
rung, als durch abschreckenden Ernst den Verirrten wieder zu
seiner Pflicht zurückführen wollte. Er verbreitete das Neue Te-
stament auf seine Kosten unter die ärmeren Glieder seiner Ge-
meinden, um sie an die Quelle der christlichen Religion selbst
hinzuführen, versah auch im hohen Greisenalter noch immer per-
sönlich an Festtagen die erzbischöflichen Verrichtungen und be-
sorgte überhaupt alle Angelegenheiten der Kirche mit unnach-
lässigem Eifer.
Wie glücklich wäre Dalberg gewesen, wenn er bloß als
Landesvater und als geistlicher Hirt hätte walten kön-
nen, und wenn er nicht auch als weltlicher Fürst in einer
ränkevollen und gewaltthätigen Zeit auf dornigen und mißlichen
Pfaden hätte wandeln müssen.
Nachdem er im November 1813 dem Großherzogthum
Frankfurt freiwillig entsagt hatte, kehrte er lebensmüde am Ende
des Decembers nach Regensburg zu seinem Hirtenamte zurück,
langte daselbst am 5. Januar 1814 an, lebte sehr eingezogen,
litt sogar oftmals wirklich Mangel, da die zu seinem Unter-
halte ausgesetzten Gelder in der stürmischen Zeit selten richtig
einliefen und entschlief am 10. Febr. 1817, zwei Tage nach
seinem 74. Geburtsfeste. Er, vordem der erste Fürst des
deutschen Reichs nach dem Kaiser, hinterließ nicht mehr als —
4828 Gulden 48 Kreuzer. Seine Gebeine ruhen in der Dom-
kirche zu Regensburg.
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516
rechten Mittel. »,Stecke dein Schwert in die Scheide — u. s. m."
sprach der Herr zu Petrus — und Bonifacius zu den Seinen,
die sich zur Gegenwehr setzen wollten: „Kinder, fechtet nicht;
das Wort Gottes verbietet uns, Böses mit Bösem zu vergelten."
Sonst that Karl sehr viel für Kirchen und Schulen. Er sam-
melte fromme und gelehrte Männer um sich, suchte selber noch
bis in die späten Jahre seine Kenntnisse zu vermehren, besuchte
oft die Schulen, lobte die fleißigen Kinder und tadelte hart die
trägen. Er liebte den Gesang geistlicher Lieder, und ließ Or-
gelspieler und Sänger aus Italien kommen, damit der Kirchcn-
gesang gebessert würde, verbesserte die Klöster und ermahnte die
Bischöfe zum geistlichen Wandel nach dem Wort.
So wurde Kaiser Karl durch Gottes Gnade ein Segen
für die abendländische Christenheit, während zu seiner Zeit im
morgenländrschen Kaiserthum die Zerrüttung in Kirche und Staat
immer größer wurde. Die nördlichen Länder Europas, Däne-
mark und Schweden aber lagen noch in der Finsterniß des
Heidenthums. Doch sollte auch hier bald aufgehen die Sonne
des Evangeliums. Es war ja der Sauerteig, der endlich den
ganzen Teig — die Völker — durchsäuern sollte; das Senf-
korn, das zum großen Baume werden, pnd unter welchem die
Vögel des Himmels nisten sollten. Matth. 13, 31—33.
Unter Ludwig dem Frommen, Karl's Nachfolger, er-
weckte der Herr einen Mann, der sich mit ganzer Seele der
Ausbreitung des Evangeliums unter den nordischen Völkern wid-
mete. Das war An schar. Er war 801 in Frankreich ge-
boren. Schon als Knabe zeigte er großen Ernst und Liebe zu
einem gottgefälligen Leben, zu Aller Freude. Da er von dem
Tode des mächtigen Kaisers Karl hörte, den er einst in aller sei-
ner Pracht gesehen hatte, so wurde er so tief von der Eitelkeit der
Herrlichkeiten dieser Welt überführt, daß er sich nun ganz dem
Dienste des Herrn zu widmen beschloß. Schon im 15. Jahre
ward er Mönch in dem berühmten Kloster Korvey, und im 20.
Jahre stand er als Rector der Klosterschule daselbst vor. —•
Um diese Zeit kam Harald, der Dänen König, nach Mainz,
und ließ sich bei Ingelheim (826) taufen. Derselbe versprach
Ludwig dem Frommen, den christlichen Glauben nach Kräften
unter seinem Volke auszubreiten und erbat sich dazu ei-
nen Diener Christi. Der 25jährige Anschar wurde von sei-
nem Abte dazu in Vorschlag gebracht. Anschar war bereit.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl_durch_Gottes Karl Matth Ludwig Ludwig Ernst Karl Karl Harald Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Italien Europas Schweden Heidenthums Frankreich Mainz Christi
566
Schwan mit einer goldenen Kette um den Hals, Ditmarschen einen
geharnischten Reiter in rothem Felde, mit einem bloßen Schwerte in
der Hand, auf einem silbernen Pferde mit schwarzem Geschirr. Wagrien
kommt im Wappen nicht vor, das Zeichen ist aber ein blauer Ochsen-
*!opf im goldenen Felde. Holsteins Wappen befindet sich jetzt im Mit.
telschilde des Königl. dänischen Wappens. Im I. 1693 wurde auch
eine schleswig-holsteinische Flagge mit dem Wappen der beiden Her«
zogthiimcr eingeführt, blieb aber leider nicht lange in Gebrauch.
Hiezu: Gnomon: Das Königl. Wappen, Nr. 136.
5.,, a. Hinsichtlich der spceiellercn Verwaltung zerfällt Holstein jetzt
in 16 Ämter, 2 Landschaften, 2 Herrschaften, 1 Grafschaft, 4 adclichegütcr-
und 3 klösterliche Distrikte. An der Westseite sind die beiden Landschaf-
ten Norder- und Süder-Dithmarschen; nach Osten hin folgen alsdann
die Ämter Rendsburg, Bordesholm, Kiel und Cronöhagen; an der Ost-
seite die Ämter Cismar und Ahrensböck; weiter südlich die Ämter Tra,
venthal, Reinseld, Rethwisch und Tremsbüttel; im S. das aus mehre-
ren getrennten Distrikten bestehende Amt Trittau, das Amt Rcinbeck
und die Herrschaft Pinncberg; im N. von dieser die Grafschaft
Ranzau, und wieder nördlich die Herrschaft Breitenburg;
westlich von der Grafschaft Ranzau das Amt Steinburg und
die Herrschaft Herzhorn, und im Innern, die Ämter Segcberg, Neumün-
stcr und Plön. Im W. und O. der Ämter Cronshagcn und Kiel ist
der Kieler adclicher Güterdistrikt und das Kloster Preetz mit der Prob-
stei, im S. davon der Prcetzcr und nordöstlich der Oldenburger adeli-
chcr Güterdistrikt. Zwischen den Ämtern Stcinburg, Rendsburg und
der Herrschaft Breitcnburg ist das Kloster Itzehoe und der Jtzchoer adc-
licher Güterdistrikt, welch letzterer auch noch einen bedeutenden Theil
der Elbmarsch im W. von Steinburg und, Pinncberg einnimmt. An
der Pinnau und Krückaue ist das Kloster Ütersen.
Eine besondere Verwaltung haben wieder die 14 Städte Hol-
steins —; Kiel, Lütjcnburg, Oldenburg, Heiligenhafen. Neustadt, Plön,
Segebcrg, Oldesloe, Altona, Glückstadt, Crcmpe, Wilster, Itzehoe und
Rendsburg.
Die Flecken stehen unter der Verwaltung desjenigen Distrikts, in
welchem sic liegen. —
b. In kirchlicher Hinsicht theilt sich Holstein in 12 Propstcien;
darin 142 einzelne evangclischckutherische Gemeinen mit 137 Kirchen und
193 Predigern. 50 Kirchen haben mehr als 1 Prediger, kein Prediger
mehr als 1 Kirche. Die Propstei Siider-Dithmarschcn hat 13 Kircben,
Norder-Dithmarschen 12, Rendsburg 10, Kiel 14, Oldenburg 15, Plön
10, Segeberg 11, Stormarn 9, Altona 2, Pinncberg 9, Ranzau 4 und
Münsterdorf 22 Kirchen. Die Prcdigcrstellen werden theils unmittelbar
vom König, größtentheils aber durch Wahl besetzt. — Außer den 450,126
evangelisch - lutherischen Christen wohnen auch noch circa 700 Refor-
mirte, 160 Mcnnonitcn, 800 Katholiken und reichlich 3000 Juden im Lande.
Holstein hat c. 1060 Volksschulen; darunter gegen 950 Landschulen;
dann 6 gelehrte Schulen — in Altona, Glückstadt, Plön, Kiel, Rends-
burg und Meldorf — und in Kiel eine Nmversität.
Hiezu: Gnomon: Nro. 184 Statistisches von den Kirchen
und Schulen re.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Norder- Kiel Steinburg Kiel Rendsburg Breitcnburg Itzehoe Steinburg Kiel Lütjcnburg Oldenburg Heiligenhafen Segebcrg Oldesloe Altona Itzehoe Rendsburg Holstein Norder-Dithmarschen Rendsburg Kiel Oldenburg Segeberg Stormarn Altona Pinncberg Ranzau Holstein Altona Kiel Kiel
621
Es klingt ein Sieb von Lützen.
Dem lauscht man athcmlos,
Da zeigt der Komet sich wieder
Am Himmel hoch und groß!
Von Waterloo ertönet
Das letzte Lied daher;
Das ist ein dumpfes Heulen
Wie Todtcngcsang so schwer!
Es klingt ein Lied von Leipzig;—-
Ach, von des Kometen Fall,
Von Flucht und Polculcichcn
Klingts mit beweglichem Schall.
Es tönt von einer Sonne,
Die untergeht in Blut,
Es tönt von einer Insel,
Die ragt aus Mccrcsfluth.
Es tönt von einer Eiche, die Wettersturm zerbrach,
Das Lied wird klingen und schallen bis an den jüngsten Tag.
Ortlepp.
263. Die Zeit der Wiedergeburt.
Im I. 1815 stifteten die Monarchen von Österreich, Rußland und
Preußen den heiligen Bund, dem alle übrigen Staaten, mit Aus-
nahme Frankrcich's, Eugland's und des Kirchenstaates, beitraten. Die-
ser Bund verpflichtete seine Mitglieder zu einer dem Evangelium ge-
mäßen Regierung ihrer Unterthanen und zu gegenseitigem, auf christli-
cher Liebe gegründeten Beistände. In diesem Acte lag das offene Zeug-
niß, daß die Fürsten in den vorübergegangenen Weltcrciguiffcn die Ge-
richte Gottes und seine wunderbare Hülfe, so wie zugleich die Noth-
wendigkeit erkannten, dem Geiste des Evangeliums auch in der Politik
Raum zu geben, und einerseits dem widerstrebenden Geiste des, alle
göttliche und menschliche Ordnung unterwühlenden Unglaubens Einhalt
zu thun, anderseits aber auch die Rechte der Beherrschten in Gerech-
tigkeit und Wahrheit stets heilig zu halten.
Die gleichen bittern Erfahrungen hatten auch in den Herzen der
Völker eine tiefe Erschütterung bewirkt und dadurch ein ähnliches Be-
dürfniß in Vielen nach Umkehr zu dem in Gottes Wort geoffenbarten
Heile geweckt. Man fing an, sich des Unglaubens zu schämen und wie-
der Gott in Christo die Ehre zu geben, und indem das seit 1814 in
seinen weltlichen Besitz wieder eingesetzte Papstthum durch Wiederauf-
richtung seiner älteren Institute, besonders des Jesuitenordens, den
Glauben seiner Angehörigen zu beleben strebte, fing auch der durch das
Neformationsjnbclfest 1817 tief angeregte Protestantismus wieder
an, durch die schriftgemäße Verkündigung des Evangeliums, durch ver-
mehrte Bibelvcrbrcituug, durch erweiterte Missionsthätigkeit in der
Hcidcnwelt und durch neue Anstalten christlicher Liebe und Barmherzig-
keit das frtsch erwachte Glaubeuslcbcn zu befördern.
Der größte Theil der Völkcrmaffen war jedoch zunächst bloß auf
die Verbesserung seiner äußern Zustände bedacht, und die Erfahrung,
daß die Revolution trotz der Zerstörung so vieles Guten und der Ver-
breitung so vieles Bösen, auch viele Schäden theils aufgedeckt, theils
getilgt habe, ließ nur die Mersten das Heil der Menschen bloß und
allein von einer Veränderung der Staatsverfassungsform hoffen.
In vielen Ländern traten Constitutionen in mannigfaltigen Formen ins
Leben, und mit ihnen vieles Gute, aber natürlich nicht eben Alles, was
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]